Partnerschaft - jumelage
Baiersdorf unterzeichnete die Partnerschaftsurkunde mit der bretonischen Gemeinde
Die Freundschaft mit Pacé besiegelt – Bürgermeister Rouault und Galster sehen die neue Verbindung als Beitrag für den Frieden in Europa
BAIERSDORF – Als die Nationalhymnen verklungen waren, schritten Philippe Rouault und Andreas Galster in der Mehrzweckhalle "Le Ponant" feierlich
zur Unterzeichnung der Urkunde. Die Bürgermeister von Pacé und Baiersdorf besiegelten mit ihren Namen den Willen der beiden Städte,
gute Beziehungen zwischen französischen und deutschen Bürgern zu pflegen.
"Diese Partnerschaft soll dazu dienen, die bestehende Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland zu festigen und zu vertiefen,
sowie auf die Freundschaft zwischen den Völkern Europas hinzuwirken und zu einer Verbesserung der internationalen Beziehungen beizutragen",
lautet deshalb auch der erste Satz der Partnerschaftsurkunde.
"C´est avec une émotion profonde que je signerai tout à l´heure la charte de Jumelage unissant les communes de Baiersdorf et Pacé, avec Andreas Galster, Maire de Baiersdorf", hatte der französische Bürgermeister Rouault in seiner Rede hervorgehoben: Er unterzeichne die Partnerschaftsurkunde, die die beiden Städte verbinde, tief bewegt. Philippe Rouault betonte ebenso wie sein deutscher Kollege Andreas Galster die Bedeutung der Partnerschaft: "Die Völker Europas, die sich in den vergangenen Jahrtausenden immer wieder kriegerisch gegenüberstanden, vereinen sich freiwillig zur Europäischen Union. Es ist meines Wissens ein in der Völkergeschichte einmaliger Akt. An diesem Prozess mit beteiligt zu sein, darf jeden von uns auch mit Freude und Stolz erfüllen."
Lebendigkeit soll die Partnerschaft durch die einzelnen Bürger erhalten. Weniger die offiziellen Kontakte, sondern die Begegnungen der Baiersdorfer
mit den Citoyen aus Pacé sollen im Vordergrund stehen. Mindestens einmal im Jahr – so ist die Wunschvorstellung von Reiner Geisler,
dem Vorsitzenden des Baiersdorfer Partnerschaftsvereins "Le pont pour Pacé"– wolle man die französischen Freunde in Baiersdorf begrüßen und in die bretonische Stadt,
die ein Nachbarort der Großstadt Rennes ist, reisen.
Die Initiative zu der Verbindung war von Pacé im Sommer 1997 ausgegangen. Der Stadtrat in Baiersdorf hatte sich jedoch zunächst in seiner Entscheidung,
das Angebot einer Partnerschaft anzunehmen, schwer getan. Übereilt sei die Idee, zu weit entfernt sei Pacé (1150 Kilometer) meinten damals die Skeptiker.
Die Entscheidung für die Verbindung geriet zu einer Kampfabstimmung, die nur eine hauchdünne Mehrheit von zehn zu neun Stimmen erbrachte.
Heute sind die Anlaufschwierigkeiten überwunden. Karl Lorenz, der SPD–Fraktionschef, der damals für mehr Zurückhaltung plädiert hatte, sagt, er halte "die Partnerschaft für eine gute Sache" und betont, dass die damaligen Einwände keine "grundsätzliche Ablehnung" als Ursache gehabt hätten.
Dass die Beziehung wächst und auch weiter gedeiht, lässt sich unschwer an den Begegnungen ablesen. Viele Familien, die Gäste aufgenommen haben,
sind zu festen Freunden geworden, erzählt Reiner Geisler. Die Stimmung sei so gut, dass selbst Sprachbarrieren kaum noch eine Rolle spielen.
Man kramt eben seine schon fast vergessenen Französisch–Kenntnisse wieder hervor und wenn das Vokabular ausgeht, müssen halt Gestik und Mimik die Worte ersetzen.
Rund 40 Baiersdorfer waren diesmal nach Pacé gereist. Sie hatten als Geschenke eine Fahne und eine Linde mitgebracht,
die nun auf dem Parkplatz der Mehrzweckhalle steht.
Neben Ausflügen an die Nordküste der Bretagne feierten die Bürger gemeinsam an einem Festabend. Dabei beeindruckten die Baiersdorfer ihre Gastgeber
mit deutschen Liedern, die sie erst auf der Busfahrt nach Pacé eingeübt hatten. Sie intonierten – erzählt Reiner Geisler – so gekonnt Volksweisen wie
"Horch was kommt von draußen rein", dass das Publikum Zugaben forderte.
Das nächste Treffen ist für die Weihnachtszeit geplant. Dann erwarten die Baiersdorfer die französischen Freunde zu Glühwein und Gebäck.
RALF H. KOHLSCHREIBER
(aus: ERLANGER NACHRICHTEN 17.6.2000)
Fotos: Paul Höll und Ulrich Gröschel
Österreicher freuten sich mit Deutschen und Franzosen
Ein Dreigestirn strahlte
Baiersdorf und Pacé bekräftigten Freundschaft - Reger Austausch
BAIERSDORF - "Europa ist ein Haus und wir sind herrliche Mieter." Unter dieses Motto würde - in Beantwortung einer Frage - Bürgermeister Andreas Galster die Städtepartnerschaft zwischen Baiersdorf und Pacé stellen. Der letzte Schritt zur Festigung wurde am Freitagabend getan - bei einem Festakt mit anschließendem Partnerschaftsabend in der Mehrzweckhalle der Hauptschule.
Dass diese Freundschaft etwas Außergewöhnliches sein solle, betonte der Bürgermeister von Pacé,
Philippe Rouault in seiner Rede: "Diese Freundschaft wird sogar mit zwei Unterschriften besiegelt -
eine Ende des letzten Jahrtausends in der Bretagne (sie erfolgte Anfang Juni 2000 in Pacé)
und die zweite Anfang des neuen Jahrtausends in Franken."
Er wäre ergriffen, seinen Namen für die Stadt Pacé unter die Urkunde setzen zu dürfen.
Sein österreichischer Kollege Josef Nattschläger, und Bürgermeister von Baiersdorfs österreichischer Partnergemeinde Ulrichsberg, hingegen meinte scherzhaft: "Eigentlich müssten wir eifersüchtig sein, aber heute sind Dreiecksbeziehungen modern." Er übergab als Gastgeschenk eine "alte Ansicht von unserem kleinen Ort" und betonte, für ihn gebe es keinen Grund neidisch zu sein, immerhin feierten Baiersdorf und Ulrichsberg letztes Jahr "Silberhochzeit".
Rainer Geisler, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins "Le pont pour Pacé", sah als Sinnbild
für die Freundschaft eine Art Warenaustausch angebracht: "Cidre und Bisquit herüber, Bier, Bratwürste und
natürlich Meerrettich hinüber". Dabei betonte er, dass dem Wort Partnerschaft weniger die lateinische
("finanzieller Teilhaber"), sondern vielmehr die französische Bedeutung zugemessen werden sollte.
Hier meine es "Zwillingschaft" und sei besonders treffend auf eine Partnerschaft.
Die Beziehungen zu Pacé bedeuteten "Freundschaft und Freude unter Menschen, die sich bis jetzt noch nicht
kannten". Außerdem wäre es eine gute Möglichkeit "Baiersdorf Europa und der Welt näherzubringen"
und - "einen Beitrag zur Völkerverständigung - gerade zwischen Frankreich und Deutschland" zu leisten.
Dabei sei vor allem das Engagement der Bürger zu loben.
"Abendländische Wurzeln"
Bürgermeister Andreas Galster wies auf die gemeinsamen "abendländischen Wurzeln hin".
Für die Baiersdorfer wäre es eine Chance, "ein Land intensiver als im Urlaub kennenzulernen".
Längst floriere der Besucheraustausch. Deswegen sei auch in Zukunft sportliche, wirtschaftliche und
umweltproblematische Zusammenarbeit geplant. Galster würdigte in seiner Rede das Engagement der
Partnerschaftsvereinsvorsitzenden Gáélle Guérin und Reiner Geisler. Wer sich wie sie für unser Zusammenleben
engagiert, tut mehr als es je ein Stadtrat tun könnte.
Gaèlle Guérin, die Vorsitzende des Partnervereins in Pacé, erinnerte in ihrer zweisprachigen Rede,
dass es der Wunsch repräsentativer Bewohner Pacés war, neue Freundschaften zu schließen, neue Produkte
kennenzulernen "vor allem den Meerrettich", und neue Sprachen und Landschaften zu entdecken.
Für die Zukunft wünsche sie sich eine Intensivierung des Kontaktes, vor allem unter den Jugendlichen.
Das Geschenk, das sie Bürgermeister Galster übergab - eine Luftbildaufnahme von Pacé - sei ein Geschenk,
das es euch ermöglicht, die Häuser eurer Freunde zu finden. Pacés Bürgermeister Philippe Rouault brachte
als Geschenk das Stadtwappen von Pacés mit. Im Gegenzug überreichte Galster Frankenwein.
Landrat Franz Krug begrüßte die Gäste mit den Worten: "Wir freuen uns, dass Sie mit Ihrem Besuch
die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Baiersdorf und ihrer Stadt fortsetzen."
Er erinnerte sich an seine Schulzeit, während der er im Rahmen eines Europatreffens im Jahre 1949 erstmals
auf französische Schüler traf. Die Erfahrung damals sei gewesen, "dass sich Menschen, die sich kennen,
auch viel besser verstehen"
Anschließend feierten alle Beteiligten die Besiegelung der Freundschaft zwischen Baiersdorf und Pacé in der Mehrzweckhalle bei einem gemeinsamen Partnerschaftsabend.
Der Festakt fand im Rahmen eines dreitägigen Besuchs der Pacéaner in Baiersdorf statt.
BARBARA KUPFER
aus: ERLANGER NACHRICHTEN 28.5.2001)
Foto: Ulrich Gröschel